Nach Gehör Klavier spielen - so geht's
Würdest du Lieder auch gerne einfach nachspielen können? Wir zeigen dir, wie du das üben kannst.
von Dorothea Herrmann
Wenn du dich bei YouTube umschaust, findest du viele Pianisten, die sich Klavier spielen selbst beigebracht haben. Viele von ihnen können keine Noten lesen und spielen tatsächlich nur nach Gehör. Trotzdem bringen sie die großartigsten Songs und Piano Cover auf die Klaviatur.
Vielleicht hast du dich auch schon einmal gefragt, wie sie das anstellen. Zweifellos haben diese YouTube Pianisten ein unglaublich gutes Gehör und ein riesiges musikalisches Talent. Aber das bedeutet nicht, dass es eine Frage von “entweder, du hast es, oder du hast es nicht” ist! Nach Gehör zu spielen ist etwas, was du sehr gut üben kannst. Und wir verraten dir, wie!
Zuhören ist der Schlüssel zum Erfolg
Nimm' dir die Zeit und höre dir deinen Song mehrfach an.
Suche dir einen Song aus, den du unbedingt spielen möchtest. Gerade für den Anfang sollte dies ein melodischer Song sein. Rock oder Folk Songs haben meistens eine starke und auch einfach zu erkennende Melodie. Bei Popsongs kann das sehr unterschiedlich sein. Wenn du den Song einfach und schnell nachsummen kannst, eignet er sich. An Rap oder Hip Hop Songs solltest du dich am Anfang noch nicht versuchen.
Hör’ dir den Song mehrmals hintereinander an. Damit du die Melodie wirklich im Kopf hast, empfielt es sich auch, ihn zu singen. Wenn du beim Text nicht so sattelfest bist, ist das kein Problem. Es reicht auch das berühmte “Lalala”. Wenn du dich beim Singen nicht so wohl fühlst, reicht es auch, wenn du die Melodie einfach nur vor dich hin summst.
Versuche nun, die Melodie Note für Note auf dem Klavier nachzuspielen. Am Anfang wird es sich wohl sehr nach “Versuch und Irrtum” anfühlen, aber du wirst mit Zeit besser werden. Wenn du ein paar Noten der Melodie auf deinem Klavier ausmachen konntest, wiederhole diese einige Male, damit du sie dir merkst. Dann versuche, den nächsten Teil der Melodie herauszufinden. So erschließt du dir Schritt für Schritt den Song. Wenn du alle Teile zusammen hast, spiele mit dem Song mit, um die letzten Korrekturen vorzunehmen. Das war’s auch schon.
Wahrscheinlich hast du zu diesem Thema eine komplizierte Anleitung oder ein großes Geheimnis erwartet. Aber im Wesentlichen funktioniert nach Gehör zu spielen genau so. Natürlich klingt das jetzt alles etwas einfacher, als es in der Praxis ist. Deswegen empfehle ich dir für deine ersten Versuche, dir einfache Titel auszusuchen. Das können auch gerne einfache Kinderlieder sein, damit du ein Gefühl für das Ganze bekommst. Den Schwierigkeitsgrad kannst du dann selbst immer weiter steigern.
Vier magische Akkorde
Von dem, was ich bisher geschrieben habe, musst du, um nach Gehör zu spielen, keine Noten lesen können. ABER, wenn du es kannst, dann hilft es ungemein. Viele Popsongs verwenden das gleiche Set von vier Akkorden. Das klingt jetzt nicht nach besonders viel. Warum können Popsongs trotzdem so unterschiedlich klingen?
Das liegt daran, dass man die Akkorde in unterschiedlichen Variationen, so genannten Akkordfolgen, spielen kann. Diese erlauben eine große Bandbreite an Klängen. Wenn du die vier gängigsten Akkorde und ihre Akkordfolgen kennst, fällt es dir viel leichter, die Akkorde eines Songs herauszufinden, weil du weißt, wonach du suchst.
Übe mit einem Freund
Manche Menschen besitzen das großartige Talent des absoluten Gehörs. Das bedeute, dass sie in der Lage sind, eine Note zu benennen (Tonhöhe und Name), ohne, dass sie dazu eine Referenznote benötigen. Einige wenige werden mit diesem besonderen Talent geboren, aber das ist wirklich selten. Zum Glück kann man sein Gehör auch sehr gut trainieren. Und selbst wenn du dadurch nicht zum absoluten Gehör kommst, kannst du immer noch ein sehr guter Musiker werden.
Während du Songs oder Stücke übst, trainierst du schon automatisch auch dein Gehör. Du kannst dies aber auch noch auf eine eher spielerische Art und Weise tun:
Bitte einen Freund oder jemanden aus der Familie zwei Noten nacheinander auf dem Klavier zu spielen. Deine Aufgabe ist es dann, zu sagen, ob die zweite Note höher oder tiefer war, als die erste. Um es dir am Anfang nicht so schwer zu machen, sollten die Noten etwas weiter auseinander liegen. Nach ein paar Durchgängen könnt ihr die Schwierigkeit erhöhen und den Abstand zwischen den Noten verringern. Eigentlich überflüssig es zu erwähnen, aber man weiß ja nie…: Natürlich darfst du die Klaviatur nicht sehen, wenn die Tasten gespielt werden. Um das Ganze etwas spannender zu gestalten, könnt ihr auch einen kleinen Wettbewerb daraus machen und immer abwechselnd die Notenhöhe bestimmen. Diese Übung ist so einfach, dass du sie mit jedem durchführen kannst - dein “Trainingspartner” muss dafür kein Instrument spielen können.
Nach einer Weile kannst du sogar anfangen, zusätzlich die Oktave zu bestimmen, in welcher die Note gespielt wird. Die “Nerd-Version” wäre dann, sogar die exakte Note zu benennen. Aber keine Sorge, auch das können nicht viele - ich übrigens auch nicht. Und ich komme trotzdem mit dem Klavier ganz gut zurecht. Auf jeden Fall ist das ein ganz vergnüglicher Zeitvertreib und eine sehr gute Methode, sein Gehör zu verbessern. Und das ist schließlich das Wichtigste, wenn du Songs nach Gehör spielen können möchtest.
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